Die Belastungen der Pflegekräfte durch die Pandemie und ihre Folgen ist in aller Munde. Allseits werden Forderungen nach neuem Personal und eine Erhöhung der Gehälter und Prämien laut. Doch sind diese Ansätze nur begrenzt Lösungen für die aktuell beschäftigten Pflegekräfte und ihre Situation im Alltag, die durch die Kompensation krankheitsbedingter Ausfälle von Kolleginnen und Kollegen, besorgte Angehörige und den Abschied von langjährigen Bewohnerinnen und Bewohnern geprägt ist. Vor allem Konflikte, die dadurch in einem Team entstehen können, kosten viel Energie, schmälern die Teamleistung und die Arbeitszufriedenheit.
Kooperation mit der AOK Bayern
Hier will ein neuartiges Konzept des betrieblichen Gesundheitsmanagements, das die Altenhilfe der Stadt Augsburg gemeinsam mit der AOK Bayern im Seniorenzentrum Lechrain erprobt, kurzfristig eine Entlastung bringen. „Unser Förderkonzept Pflege in Balance bietet Einrichtungen in der Pflegebranche die Möglichkeit, ihre Mitarbeitenden bei der Lösung beruflicher oder privater, psychischer oder sozialer Belastungen zu unterstützen. Das ist gerade jetzt in der zusätzlichen Belastungssituation in der Pflege durch die Corona-Pandemie besonders wichtig“, so Alfred Heigl, Direktor der AOK in Augsburg. Die nächsten drei Jahre werden die Teams in den einzelnen Wohnbereichen des Seniorenzentrums Lechrain durch professionelle Supervisoren begleitet. Durch den gemeinsamen Austausch der Mitarbeitenden und die Fragestellung, was ein gutes Team ausmacht, sollen neue Perspektiven für die Zusammenarbeit eröffnet werden.
Mehr Kommunikation in Stresssituationen
Pflegedienstleiterin Cornelia Guillory erlebte in den Teams schon nach den ersten Treffen Erleichterung. So habe die Gelegenheit, in einer großen Gruppe über Belastungen zu sprechen, vielen schon alleine gutgetan. Mit wenigen Sitzungen wurde in zwei Teams mit 20 Mitarbeitenden herausgefiltert, dass ihnen eine kollegiale Zusammenarbeit und eine hohe Motivation der Kolleginnen und Kollegen wichtig ist, aber auch, was hinter diesen Schlagwörtern an gewünschten Verhaltensweisen im Kollegium steckt. „Da kam plötzlich heraus, dass in Stresssituationen mehr Rücksichtnahme und ein respektvoller Umgangston ganz entscheidend in einem Team sind“, berichtet Guillory. So sei vor allem in Stresssituationen die Kommunikation einer der wichtigen Einflussgrößen für das Funktionieren eines Teams. Mithilfe der Teamsupervision habe man daher viele Ansätze die Beschäftigten in der Pflege zu stärken und gesundheitsrelevante Faktoren zu fördern.